Beim Goldmarkt wurden in letzter Zeit erstaunliche Bewegungen beobachtet, die dem Ruf des Edelmetalls als sichere Anlage eindeutig widersprechen. Ein plötzlicher Anstieg der Handelsvolumina außerhalb der Börsenöffnungszeiten in den USA und Europa löste einen sogenannten Flash Crash aus. Innerhalb eines Wochenendes fiel der Goldpreis zwischenzeitlich um sieben Prozent. Das sind schlechte Nachrichten Nachrichten für einen Vermögenswert, von dem die Anleger hoffen, dass er sie vor plötzlichen Kurseinbrüchen schützt. Eine so starke Goldpreis Schwankung ist sehr unüblich.
Goldpreis hat sich von Schwankung noch nicht erholt
Bislang hat sich der Goldpreis noch nicht vollständig von der Schwankung des Goldpreises erholt. Der Flash-Crash hat wieder einmal gezeigt, dass Goldanlagen durchaus schwankungsanfällig sein können. Zudem zeigt die aktuelle Schwächephase, dass Gold nicht unbedingt einen Schutz vor Inflation bietet. Genau in einer Marktphase, in der die Sorgen vor Inflation, kommt der Goldpreis nicht in Schwung. Ein Blick auf vergangene Goldrallyes zeigt, dass es besonderer, seltener Konstellationen bedarf, damit Gold einen wirklichen Nutzen im Portfolio besitzt. Als risikostreuende Position in einem Aktienportfolio hat Gold durchaus seine Berechtigung. Wer sich aber ausschließlich auf Edelmetalle als Inflationsschutz verlässt, wiegt sich in falscher Sicherheit. Da auch der Goldpreis immer wieder einmal schwankt.
Historie ein guter Indikator?
Goldverkäufer, die mit der Kaufkraft des Edelmetalls werben, verwenden gerne historische Vergleiche. Ein Klassiker: Im alten Rom konnte man für eine Unze Gold eine Toga und passende Schuhe kaufen. Doch auch heute noch bekommt man für eine Unze, also rund 1500 Euro, einen Maßanzug und ein Paar Schuhe. Das Beispiel ist vielleicht ganz schön, allerdings nicht sehr hilfreich. Es gibt keine Investoren mit einem Anlagehorizont von 2000 Jahren. Aufschlussreicher ist der Vergleich mit der jüngeren Geschichte. Einen spektakulären Ausbruch des Goldpreises erlebten die Anleger beispielsweise während der Ölkrise zwischen 1976 und 1980. In dieser Zeit sprang der Goldpreis von rund 110 Dollar auf knapp 700 Dollar – ein Preisanstieg von mehr als 500 Prozent. Begleitet wurde die Goldpreisrallye von rasant steigenden Inflationsraten von zeitweise über 15 Prozent in den USA bei gleichzeitig stagnierendem Wirtschaftswachstum, die Zeit der Stagflation. Doch als der damalige Chef der US-Notenbank, Paul Volcker, im Herbst 1980 die Leitzinsen deutlich anhob, fand die Goldpreisrallye ein schnelles Ende. Es folgte eine Schwächephase der Edelmetalle, die mehr als 20 Jahre andauerte.
Zinsen fördern Schwankung des Goldpreises
Fast das gleiche Muster zeigte sich während des Übergangs von der Finanz- zur Euro-Staatsschuldenkrise zwischen 2008 und 2012. Die Angst vor einem Zusammenbruch von Banken und Staaten trieb den Goldpreis von $1.000 auf über $1.900 pro Unze. Doch nachdem die akute Krise abgewendet wurde und die Fed die Normalisierung der Geldpolitik einleitete, war auch das Hoch des Goldmarktes vorbei. Aus diesen beiden historischen Beispielen lassen sich zwei Lehren ziehen. Erstens: Steigende Zinsen sind Gift für Gold. Das ist kaum verwunderlich, denn im Gegensatz zu Staatsanleihen beispielsweise wirft Gold keine Zinsen ab. Zwar sind keine Zinserhöhungen der Fed in Sicht. Aber eine Drosselung der Anleihekäufe hat einen ähnlichen Effekt. Eine schwächere Nachfrage nach verzinslichen Wertpapieren dürfte die Renditen in den USA in die Höhe treiben. Schon jetzt ist zu beobachten, dass US-Anleger kaum neues Geld in Gold-ETFs stecken.
Das gelbe Edelmetall legt laut den Experten vom Vermögensverwalter Wisdom Tree derzeit ein seltsames Verhalten an den Tag: Eigentlich sollte der starke Inflationsanstieg dafür sorgen, dass Gold bei einem Preis von über 2.000 US-Dollar pro Feinunze notiert. In Wahrheit pendelt der Preis aber um die Marke von 1.785 US-Dollar. „Gold ist im Vergleich zu unserer Modellprognose derzeit unterbewertet“, schreiben die Wisdom-Tree-Experten. Laut dem Modell der Rohstoff-Profis hätte der Goldpreis im Juli 2021 eigentlich um fast zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen sollen. Tatsächlich ist er jedoch um acht Prozent gefallen.
„Wenn das Verhalten von Gold zurückschnellt, besteht Aufwärtspotenzial für das Metall“, prognostizieren die Experten.
Anziehende Zinsen sind naturgemäß Gift für das Edelmetall, aber so langsam aber sicher dürfte Gold auch wieder als Inflations-Hedge interessant werden.
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