Der Goldpreis sinkt auf den niedrigsten Stand seit mehr als sechs Monaten, während der Dollar inmitten wachsender Rezessionsängste ansteigt und zu Verlusten bei allen Risikoanlagen führt.
Dollar stieg auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren
Die Anleger ziehen sich während Rezessionsängste in sichere Häfen zurück, was den Goldpreis unter Druck setzt. US-Aktien brachen kurzzeitig um mehr als 2% ein, da befürchtet wurde, dass die Zinserhöhungen der Federal Reserve zur Dämpfung der Inflation zu einer Verlangsamung der weltgrößten Wirtschaft führen könnten.
Ein deutlicher Rückgang des Euro begünstigte ebenfalls den Anstieg des Dollars, der durch Wetten darauf angetrieben wurde, dass die Europäische Zentralbank die Geldpolitik langsamer straffen wird als die Fed. Die Rezessionssorgen im Euroraum sind besonders akut, da befürchtet wird, dass Russland seine Erdgaslieferungen drosseln wird. Bisher waren die Maßnahmen zur Zinserhöhung der EZB sehr konservativ im Vergleich zur Fed. Da der US-Dollar weltweit als führende Währung gilt und unter anderem für den Öl Handel benutzt wird, bleibt der Dollar die wichtigste Währung.
Der Bloomberg Dollar Spot Index kletterte um 1 %. Gold fiel um 2,3 % auf 1.767,53$ je Feinunze und damit auf den niedrigsten Stand seit letzten Dezember im Intraday-Handel. Nachdem die 2000$ Grenze überschritten wurde, ist der Preis also wieder kräftig gefallen. Gold, Silber und Platin rutschten ab, während Palladium sich kaum verändert.
Auch wenn die Vereinigten Staaten Anfang der 1970er Jahre zu einem System von Fiatgeld (das seinen Wert aus Vorschriften bezieht) übergegangen sind, nutzen viele Investoren Gold weiterhin als Anlage zur Absicherung gegen Inflation, Währungsschwäche und andere wirtschaftliche Verwerfungen. Der Vorsitzende der Federal Reserve Ben Bernanke ist der Meinung, dass der Goldpreis von vielen Faktoren beeinflusst wird.
Gold kann mehr als nur schön glänzen
Gold ist ein äußerst wertvolles Edelmetall und hat viele praktische Verwendungszwecke. Es dient nicht nur als Absicherung von Währungen, sondern findet immer mehr Anwendungen in der modernen Industrie. Historisch gesehen ist eine der Hauptverwendungen von Gold die Herstellung von Ziergegenständen wie z. B. Schmuck. Die Verformbarkeit ist eine der besonderen Eigenschaften von Gold zur Verarbeitung. Dadurch kann es in Bleche gehämmert werden, in Drähte gezogen und in verschiedene Formen gegossen werden.
Neben Schmuck wird Gold auch zur Herstellung vieler Produkte verwendet die wir im täglichen Leben verwenden, insbesondere in der Elektronik. Das liegt daran Gold ist ein effizienter Stromleiter, und elektronische Bauteile aus Gold sind in der Regel sehr zuverlässig. Durch ihre Verformbarkeit ist es weniger Störanfällig. Fernsehapparate, Handys, Taschenrechner, GPS-Geräte und Computer sind Beispiele für Produkte, die mit geringen Mengen Gold hergestellt werden. Gold ist auch in anderen Bereichen weit verbreitet, z. B. in der in der Medizin, der Luft- und Raumfahrt und der Glasindustrie.
Auf dem physischen Markt haben sich die indischen Goldimporte im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat fast verdreifacht, da die Preise korrigiert wurden. Die Zentralbank von Simbabwe will angesichts der galoppierenden Inflation mit dem Verkauf von Goldmünzen beginnen will.
Goldpreise während und nach einer großen Rezession
Nach dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 brachen die Aktienmärkte vieler Industrieländer ein, und die Goldpreise stiegen an. Die Rezession von 2008 und das Chaos bei Lehmann Brothers führten dazu, dass die Märkte weltweit in den roten Bereich rutschten. Die Volatilität der Weltmärkte in den nächsten Jahren führte dazu, dass der Goldpreis von 700$ pro Unze im Jahr 2008 auf 1.900$ pro Unze im Jahr 2011 anstieg. Nach 2011, als sich die globalen Aktienmärkte zu stabilisieren begannen, fielen die Goldpreise.
„Im Umfeld steigender Zinsen gibt es attraktiver Alternativen zu Gold“, sagte Chris Gaffney, Präsident der Weltmärkte bei der TIAA Bank. Wir sehen ein sehr hohes Rezessionsrisiko, sagt die Credit Suisse. Gold gilt als Absicherung gegen die Inflation, doch höhere Zinsen zur Eindämmung des steigenden Preisdrucks dämpfen den Appetit auf das unverzinsliche Edelmetall. Der Goldpreis ist nach der Ankündigung der EZB für eine Zinserhöhung kurzzeitig gestiegen, hat jetzt jedoch den erwarteten Verlauf genommen.
Im Jahr 2011 sagte der Vorsitzende der Federal Reserve Ben Bernanke:
Nun, ich achte auf den Goldpreis, ich denke er spiegelt viele Dinge wider. Er spiegelt globale Ungewissheiten. Der Grund, warum die Menschen Gold halten, ist der Schutz gegen das, was wir Tail-Risiko nennen, also gegen wirklich, wirklich schlechte Ergebnisse. Und in dem Maße, in dem die Menschen sich in den letzten Jahren Sorgen um das Potential einer größeren Krise gemacht haben, haben sie sich auch Gold als Schutz geholt.
Wie der Vorsitzende Bernanke erklärte, kann der Goldpreis als Indikator für die Gesundheit der Wirtschaft dienen. Ein Anstieg des Goldpreises kann ein Signal dafür sein, dass die Wirtschaft Probleme hat. In Zeiten der wirtschaftlicher Stabilität wenden sich die Anleger eher an spekulativere Anlagen, wie Aktien, Anleihen und Immobilien. In diesen Zeiten sinkt der Goldpreis häufig. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Aktienmärkte immer dann in den Keller gingen, wenn es eine wirtschaftliche Notlage gab. Dies hat sich kaskadenartig auf die Goldpreise ausgewirkt und sie in die Höhe schnellen lassen.
(TB)