Der Begriff „Währungskrieg“ ist vielen Interessierten seit dem so betitelten Buch von Jim Rickards aus dem Jahr 2011 bekannt. Doch nun haben endlich auch die Medien sowohl den Begriff als auch die dazugehörige Geschichte übernommen. Dies ist ein grandioser Werbefeldzug für den besten Schutz gegen einen Währungskrieg: Gold.
Derzeit liest man in allen Zeitungen verstärkt über einen sogenannten Währungskrieg, der bereits stattfindet oder noch nicht und der gefährlich ist oder eben nicht. Denn nach der Abwertung des Yuan durch China in der vergangenen Woche ist das Thema wieder sehr aktuell geworden. Einige der Überschriften seitdem lauteten:
- China: Angst vor dem Währungskrieg – Süddeutsche Zeitung
- China will keinen Währungskrieg – FAZ
- Chinas Yuan-Abwertung löst Sorge vor Währungskrieg aus – Reuters Deutschland
- Währungskrieg: Abwertungswettlauf verliert seinen Schrecken – WirtschaftsWoche
- Lutz Röhmeyer: „Ein Währungskrieg wäre fatal“ – WirtschaftsWoche
Doch das Phänomen „Währungskrieg“ ist natürlich alles andere als neu. Währungskriege gibt es seit Jahrtausenden. Denn wenn Staaten Währungskriege führen können, wenn sie also die Kontrolle über das Geld haben, dann tun sie es irgendwann auch. Sogar die römischen Kaiser führten schon eine Art Währungskrieg, indem sie den Münzen einen immer größeren Anteil unedler Metalle beifügten.
Von einem Währungskrieg spricht man dann, wenn Staaten den Wert der eigenen Währung verringern. Dies tun sie heute entweder wie gerade China, indem sie konkret festlegen, wie viel die eigene Währung gemessen an einer anderen Währung wert sein soll. Oder sie kreieren erhebliche Mengen Geld und bringen es auf den Markt, wodurch der Wert der einzelnen Geldeinheit abnimmt.
Diese Abwertung der eigenen Währung wird deshalb als Krieg bezeichnet, weil sie Auswirkungen auf die anderen Staaten hat. Die Abwertung der eigenen Währung soll dazu führen, dass die im Inland produzierten Produkte für das Ausland kostengünstiger werden und sich dort besser verkaufen lassen. Ein Währungskrieg soll also die Exporte steigern und die Produktion im Inland ankurbeln.
Die versteckten Folgen eines Währungskriegs
Nicht nur die Österreichische Schule in der Tradition von Ludwig von Mises, sondern auch die etablierten Ökonomen wie etwa Nobelpreisträger Joseph Stiglitz warnen davor, Währungskriege zu führen. Ihr Argument dabei ist vor allem, dass es zu Vergeltungsmaßnahmen anderer Staaten kommen kann. Denn was hält die anderen Staaten davon ab, ihr Geld ebenfalls abzuwerten?
Doch was oft übersehen wird, sind die Verlierer von Währungskriegen im eigenen Land. Dies sind nämlich all jene, die ein Bankkonto in der Währung des Landes haben, das einen Währungskrieg startet. Wenn sich der Wert dieser Währung verringert, verringert sich entsprechend der Wert ihrer Bankguthaben. Die Sparer im Inland werden ärmer.
Die Schuldner hingegen profitieren, da sie ihre Zinsen nun in einer Währung abzahlen können, die weniger wert ist. Die größten Schuldner der Welt sind heute die Staaten selbst, denen also an einem Währungskrieg durchaus gelegen ist, solange die Nebenwirkungen nicht zu stark oder zumindest nicht zu sichtbar werden.
Bei der in der vergangenen Woche erfolgten Abwertung des Yuan im Vergleich zum Dollar um lediglich 1,6 Prozent klingt der Begriff „Währungskrieg“ eigentlich übertrieben. Denn zum Vergleich hat der Euro im Verlaufe der letzten zwölf Monate rund 15 Prozent gegenüber dem Dollar verloren.
Im Falle von China kann man eher von einer Kursanpassung sprechen. Denn relativ zu anderen asiatischen Währungen war der Yuan zuletzt stark. China beteiligt sich einfach an der Abwertung des Geldes, die sich im Zusammenhang mit dem wachsenden internationalen Handel seit dem 20. Jahrhundert weltweit verbreitetet hat.
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump wirft China Währungskrieg vor
In den USA hat sich der aussichtsreiche republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump bereits sehr klar zu Chinas Währungspolitik geäußert. China schwäche den Yuan, um auf diese Weise seine Exporte in die USA zu stärken. Zugleich profitiere China vom relativ starken Dollar, denn es erhalte die Zinsen auf seine US-Staatsanleihen in Dollar, so Donald Trump.
In aktuellen Umfragen liegt Donald Trump vorn. Denn er vermeidet Political Correctness und spricht von seinem Herzen. Das kommt an bei den Amerikanern. Donald Trump könnte tatsächlich der erste US-Präsident seit vielen Jahrzehnten werden, der etwas von Wirtschaft versteht. Denn er hat eine jahrzehntelange Erfahrung als internationaler Unternehmer vorzuweisen, wobei er Milliardär wurde.
Währungskrieg oder Abwertung in Absprache?
Der Begriff „Währungskrieg“ ist umstritten. Denn vor allem in der Folge der Finanzkrise im Jahr 2008 kann man zumindest bei den großen Staaten kaum noch von einem Krieg sprechen, da die Verantwortlichen nicht gegeneinander handelten, sondern ihr Vorgehen untereinander absprachen.
In einer konzertierten Aktion senkten die USA und Großbritannien ihre Leitzinsen. Außerdem starten sie sogenannte QE-Programme (Quantitative Easing). Das heißt, sie kreierten gigantischen Geldmengen und kauften Staatsanleihen und andere Wertpapiere von privaten Investoren, wodurch der Wert der eigenen Währungen sank.
In der Folge senkte auch Japan den Leitzins und startete ein eigenes wahnsinniges QE. Und dann senkte die Eurozone ihre Zinsen und startete ebenfalls QE-Versuche. Die Schwellenländer mussten nichts tun, ihre Währungen brachen von allein zusammen. In der Folge hat nun auch China seine Währung abgewertet.
Dass Zentralbanken ihre Handlungen untereinander absprechen, ist nichts Neues. Das taten sie schon während der Wirtschaftskrisen in den 20-er und 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts. Und bei den technologischen Möglichkeiten der heutigen Zeit ist es kaum vorstellbar, dass sie nicht regelmäßig miteinander kommunizieren.
Dass die westlichen Zentralbanken sich untereinander absprechen, ist offensichtlich. Unklar ist derzeit, wie stark China in diese Absprachen eingebunden ist. War die Abwertung des Yuan Teil einer gemeinsamen Abwertung? Oder war es ein einseitiger Schritt Chinas, mit dem sich das Land einen Vorteil verschaffen gegenüber anderen Staaten wollte?
Währungskrieg treibt Goldpreis nach oben
Jim Rickards benutzte für den Abwertungswettlauf unter den Währungen der Welt in seinem gleichnamigen Buch aus dem Jahr 2011 den griffigen Begriff „Währungskriege“. Das Buch hat sich vor allem auch in China sehr gut verkauft. Doch auch wenn es ein großartiger Erfolg war und in interessierten Kreisen viel beachtet wurde, so war es eben nur ein Buch.
Es dauerte eine Weile, bis sich der Begriff durchsetzen konnte. Doch nun ist der „Währungskrieg“ in aller Munde und mit ihm die dazugehörige Geschichte von der Währungsabwertung wegen der eigenen Exporte. Die wenigsten Journalisten und die wenigsten Leser kennen natürlich das Buch von Jim Rickards.
Doch neben der inflationären Verwendung des Begriffs „Währungskrieg“ hatte die Yuan-Abwertung der letzten Wochen eine weitere und sehr interessante Folge: Der Goldpreis stieg von 1.080 Dollar auf 1.150 Dollar. Dies ist ein Anstieg um immerhin 6,5 Prozent innerhalb von zwei Wochen.
Das ist nicht wenig, wenn man sieht, dass während der Goldkurs anstieg, andere Metalle und Rohstoffe überhaupt negativ verliefen. Gleichzeitig gingen auch die Aktienmärkte bergab. Der Deutsche Aktienindex etwa verlor in den letzten zwei Wochen rund 10 Prozent, ebenso der chinesische Hang Seng. Auch die amerikanischen Börsen verloren.
Wie geht es weiter im Währungskrieg?
Die großen Zentralbanken der Welt haben keine andere Wahl, als ihre Währungen weiter zu schwächen. Denn nur mit abgewerteten Währungen sind die Staaten überhaupt noch in der Lage, ihre Schuldenlasten zu tragen. Und wenn eine Zentralbank vorangeht, werden die anderen folgen – entweder in Absprache miteinander oder nicht.
Auf welche Weise die Zentralbanken ihre Währungen schwächen werden, ist allerdings noch unklar. Denn die Leitzinsen sind schon nahe null oder sogar negativ. Hier gibt es kaum noch Spielraum. QE hat die Finanzmärkte in den letzten Jahren massiv nach oben getrieben und auf diese Weise die Reichen noch reicher gemacht. Es ist daher politisch nicht mehr gewollt.
Doch man kann davon ausgehen, dass die Verantwortlichen in der Politik und bei den Zentralbanken neue Werkzeuge aus dem Hut zaubern werden, um das System am Laufen zu halten. Wer hätte vor zehn Jahren ein weltweites QE für möglich gehalten, ohne dass dieses Experiment innerhalb kürzester Zeit zur Katastrophe führt?
In der Folge der Finanzkrise haben die Zentralbanker zumindest bisher Recht behalten. Eine Katastrophe blieb aus. Doch je experimenteller die geldpolitische Methoden werden, desto anfälliger wird das System. Und diese Anfälligkeit wird umso deutlicher, wenn die Zentralbanken sich untereinander nicht mehr absprechen.
Die sich nun auch in den Medien verbreitende Geschichte vom Währungskrieg lässt die Sorge im Hinblick auf das Zentralbankgeld wachsen. Davon kann Gold nur profitieren. Denn Gold steht als Alternative zum Fiat-Geld bereit und ist somit die ultimative Wette auf das Scheitern der Zentralbanken.