Der massive Anstieg des Goldpreises hat auch die Gewinnspanne der Gold-Fälscher in die Höhe getrieben. Das unedle Metall Wolfram kostet nur einen Bruchteil von Gold und findet sich daher zunehmend in den Kernen von angeblichen Goldbarren. Doch man kann prüfen, ob das Gold echt ist, ohne den Barren zu beschädigen.
Ein Kilo Wolfram, das man als Glühlampendraht kennt, erzielt auf dem Weltmarkt gerade mal 24 Euro. Dieselbe Menge an Gold bringt momentan 32.819 Euro ein. Wolfram hat also 0,07 Prozent an Wert im Vergleich zu Gold.
Und so unterschiedlich die beiden Metalle im Wert sind, so ähnlich sind sie sich doch in ihrer Dichte. Ein Kubikzentimeter Gold wiegt 19,32 Gramm, Wolfram kommt auf 19,25 Gramm. Für Laien ist der Gewichts-Unterschied in der Praxis kaum zu erkennen.
Das nutzen Fälscherwerkstätten in den USA, China und Äthiopien schamlos aus. Sie stellen Goldbarren her, die in Wirklichkeit Wolframbarren mit einer Goldlegierung sind. Man müsste die Barren schon aufbohren, um den gräulich-weißen Wolframkern zu erkennen. Doch wer macht das schon, wenn jedes Gramm Gold-Span knapp 33 Euro kostet?
Bisher gab es nur die Pling-Plong-Methode
Die einzige Methode, ohne den Barren zu beschädigen, war bislang das Schnippen mit dem Fingernagel gegen die Barrenoberfläche. Bei einem Wolframkern gibt es einen hell klingenden Pling-Ton. Bei einem Vollkern aus Gold erklingt ein dunkles Plong. Das beruht darauf, dass sich der Schall in Gold recht träge nur mit 1.740 Metern pro Sekunde bewegt und in Wolfram gleich drei Mal so schnell, nämlich 5.174 Meter pro Sekunde.
Doch wer will sich bei einem marktüblichen 400-Unzen-Goldbarren (12,5 Kilo) im Wert von knapp 400.000 Euro auf die Klangprobe Pling für Wolfram oder Plong für Gold einlassen? Viele Käufer waren darauf angewiesen, auf die Echtheitszertifikate der Hersteller zu vertrauen. Das böse Erwachen kommt spätestens, wenn der Goldbarren eingeschmolzen wird. Dann kommt der Wolframkern zutage.
Dieses Risiko will einer der weltweit größten Anbieter physischer Edelmetalle ab sofort ausschließen. Mit einer einfachen technischen Idee geht der Händler jeder seiner weltweit eingelagerten 550.000 Unzen Gold von außen ohne Beschädigung auf den Grund und sortiert sofort alle Barren aus, die auch nur das kleinste Anzeichen eines Fremdeinschlusse aufweisen, und lässt sie einschmelzen.
Die Lösung heißt Ultraschall
Die Lösung kommt vom Frauenarzt. Mit demselben Gerät, dem Phasor XS von General Electric, mit dem der Gynäkologe Ultraschall-Bilder von der Fötenentwicklung im Mutterleib erzeugt, kann man auch jeden Millimeter des Inneren eines Goldbarrens einsehen.
Der Londoner Edelmetallhändler GoldMoney ist der erste Goldhändler der Welt, der jeden seiner Barren einem solchen Ultraschalltest unterzieht. Das macht GoldMoney nicht selbst, sondern hat sich dafür den Spezialisten und Technical Support Manager Alan Hunscott von der GE Inspection Technoligies GmbH aus Hürth (Rheinland) geholt.
Seit Oktober 2010 überprüft die GE Inspection Technologies die Barren von GoldMoney in den Hochsicherheitstresoren in London, Zürich und Hongkong. Alle Barren mit einem fehlerfreien Bild aus ihrem Inneren bekommen ein extra Zertifikat mit dem Namen GoldMoney Standard und ein Digital Hallmark Gütesiegel. Es bezeugt, dass der Barren überpüft und frei von Fremdeinschlüssen und Fehlern ist eine Weltneuheit.
Alan Hunscott erläutert seine zerstörungsfreie Prüfung bei GoldMoney so:
„Bei Gold untersuchen wir dauerhafte unveränderbare Mängel. Hierzu plazieren wir ein Gel, um die Bildung von Luftblasen zwischen dem Prüfkopf des Phasors XS Ultraschallgeräts und dem Barren auszuschließen. Dann führen wir den Prüfkopf auf die Oberfläche. Auf dem Bildschirm des Phasors können wir die Ober- und Unterseite des Barrens erkennen. Und wir sehen in das Material hinein, ohne das Material zu beschädigen. Lufteinschlüsse und fremdes Material sind eindeutig als Schatten auf dem Bildschirm zu erkennen.“
Ein Wolframkern würde also sofort entdeckt werden. Hunscott weiter:
„Das Phasor XS Ultraschallgerät erzeugt leicht verständliche Bilder, die sich selbst von Personen ohne Fachkenntnisse lesen lassen. Zudem leistet der Prüfkopf des Phasors XS, was normalerweise nur mit Hilfe einer Mehrzahl von Prüfköpfen möglich ist. Der Scanning-Vorgang wird dadurch verkürzt und das Ergebnis ist umfassender.“
Geoff Turk, Geschäftsführer von GoldMoney, sagt:
„Mit der Ultraschallprüfung garantieren wir die Integrität aller Goldbarren in unseren Tresoren. Sollte das Ultraschallbild nicht absolut klar sein, wird der Barren zur Prüfung der Reinheit des Goldes eingeschmolzen.“
Bislang wurde ein Drittel der insgesamt 1.300 für Kunden gelagerten Goldbarren dem Ultraschalltest unterzogen. Lediglich sechs Barren zeigten ein unklares Ultraschallbild. Alle nach dem Einschmelzen durchgeführten Analysen ergaben jedoch, dass der Goldgehalt jeweils dem aufgeprägten Siegel entsprach. Bis Ende des ersten Quartals 2011 werden alle Goldbarren getestet sein, verspricht CEO Turk.
Warnung vor Internet-Angeboten
Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt vor Gold-Lockangeboten aus dem Internet für daheim. Wer physisches Gold kaufen will, um es sich daheim in den Tresor zu legen, sollte bei Angeboten von Internethändlern vorsichtig sein. Viele dieser Unternehmen lassen sich nämlich den Kaufpreis vorab überweisen, liefern dann aber erst nach mehreren Monaten das Gold, warnt die Verbraucherzentrale Sachsen.
Andere Anbieter überweisen das Geld der Kunden nach einem halben Jahr zurück, ohne Gold zu liefern. Offenbar hätten diese Unternehmen nie vorgehabt, das Edelmetall zu verkaufen, mutmaßen die Verbraucherschützer. Vielmehr wollten sich die Anbieter nur kurzfristig Liquidität verschaffen.