Derzeit kostet eine Unze Gold mehr als 80-mal so viel wie eine Unze Silber. Ein Anstieg des Silberpreises ist daher zu erwarten. Auch das fallende Angebot und die steigende Nachfrage zeigt dies. Keith Neumeyer, Chef von First Majestic Silver, kann sich daher einen Silberpreis von 100 Dollar pro Unze vorstellen.
Wie Gold eignet sich auch physisches Silber als Bestandteil eines krisenfesten Portfolios. Denn auch Silber behält in Systemkrisen seinen Wert. Derzeit kommt etwa zehnmal so viel Silber aus den Bergwerken wie Gold. Trotzdem ist der Goldpreis derzeit 80-mal so hoch wie der Silberpreis.
„Das Verhältnis wird sich auf zehn bis 20 zu eins einengen. Diese Bewegung ist unvermeidbar und nur eine Frage der Zeit“, zitiert FOCUS Keith Neumeyer, Vorstandschef des Silberproduzenten First Majestic Silver. Auf eine Phase mit einer Gold-Silber-Ratio von über 80 folgt in der Regel eine relative Stärke des Silberpreises.
Keith Neumeyer: 100 Dollar pro Unze Silber
„Der Silbermarkt ist in einem Angebotsdefizit, und die Lager wurden in den vergangenen Jahren abgebaut“, sagt Keith Neumeyer. „Im Vergleich zu Gold ist Silber stark unterbewertet. Ich kann mir durchaus einen dreistelligen Silberpreis vorstellen.“
Beim Gold dominiert die Investment-Seite und Schmuckherstellung. Beim Silber hingegen wird mehr als die Hälfte der Nachfrage für industrielle Zwecke verwendet. Rund 1,6 Millionen Unzen Silber werden pro Jahr in Laptops, Solarzellen, Fernsehern und Handys verbaut. Zudem werden gerade mal 15 Prozent des industriell verbauten Silbers später wieder recycelt.
Zuletzt konnte wurde Silber aber auch wieder verstärkt als Investment genutzt. Aus Furcht vor stärkerer Inflation, vor einem Bargeldverbot und vor Bankenpleiten nehmen Anleger wieder vermehrt Gold und Silber als Absicherung ins Portfolio auf. Der relativ zu Gold niedrige Silberpreis macht das weiße Metall dabei besonders attraktiv.
Für dieses Jahr wird daher ein Defizit am Silbermarkt erwartet. Bereits 2015 lag die Nachfrage um 1.328 Tonnen höher als das Angebot und musste aus der Lagerhaltung ausgeglichen werden. Die weltweiten Silberlager leeren sich. Zudem wird die Silberproduktion voraussichtlich etwas zurückgehen.
Nur 44 Prozent des weltweit geförderten Silbers kommen aus Silber- oder Goldminen. Der Großteil des Silbers fällt als Beiprodukt in Kupfer-, Blei- und Zinkminen an. Doch im Industriemetallsektor kommt es wegen der niedrigen Rohstoffpreise zu erheblichen Produktionseinschränkungen. Daher wird auch Silber gefördert.
Die Silberproduzenten konnten in den vergangenen Jahren nicht viel verdienen. Nur das erfolgreiche Herunterfahren der Abbaukosten verhinderte viele Pleiten. Die Silberförderung kostete vor drei Jahren noch rund 21 US-Dollar pro Unze, heute dagegen nur noch 13 Dollar. Ein Grund dafür sind die fallenden Energiepreise.
Bei einem anziehenden Silberpreis dürften ihre Gewinne überproportional anziehen und auch die Aktienkurse der Minenbetreiber massiv steigen. Doch vor allem physisches Silber in der Form von Münzen und Barren ist ein Grundbaustein, um größere Portfolios krisenfest zu machen.
Während man beim Goldkauf kaum einen Aufschlag auf den reinen Metallpreis zahlt, liegt bei Silberbarren allein schon die Mehrwertsteuer bei 19 Prozent. Auch bei Silbermünzen zahlt man im Laden einen deutlichen Aufpreis zum Materialwert. Zudem braucht man relativ zu Gold mehr als 80-mal so viel Platz, um Silber zu lagern.
Alternativen zur Verwahrung der Silbermünzen und Silberbarren im eigenen Tresor bieten daher physisch mit Silber hinterlegte ETCs (Exchange Traded Commodities) oder Edelmetalllager, die das Silber ohne Zoll und ohne Mehrwertsteuer für ihre Kunden verwahren. Dafür nehmen sie dann allerdings eine Verwahrgebühr.