Kirgistan ermutigt seine Bürger dazu, dass sie einen Teil ihrer Ersparnisse in Gold anlegen. Denn das Edelmetall sei liquider und vor allem wertstabiler als Vieh. Das Ziel der Zentralbank liegt bei mindestens 100 Gramm Gold pro Person.
Kirgisistan liegt zwischen Kasachstan im Norden und China im Südwesten. Die frühere Sowjetrepublik hat sich ein spektakuläres Ziel gesetzt. Die kirgisische Zentralbank ermutigt die Bürger des Landes ihr Ersparnisse weniger in Form von Vieh und stattdessen zu einem größeren Teil in Form von Gold zu halten.
Der „Traum“ von Zentralbankchef Tolkunbek Abdygulov (40) wäre es, wenn jeder der rund sechs Millionen Kirgisen mindestens 100 Gramm Gold besäße. Diese Mindestmenge hat aktuell einen Wert von 3.733 Euro. Der Plan ist durchaus realistisch. Denn Gold ist das größte Exportgut von Kirgistan.
„Gold kann über eine lange Zeit gelagert werden, und trotz der Preisschwankungen auf den internationalen Märkten verliert es nicht seinen Wert für die Bevölkerung zum Vermögenserhalt“, sagte der Zentralbankchef zu Bloomberg. Er werde versuchen, seinen Traum von 100 Gramm Gold pro Bürger möglichst schnell wirklich zu machen.
Der Plan von Zentralbankchef Tolkunbek Abdygulov ist ambitioniert. Denn wenn jeder der rund sechs Millionen Kirgisen mindestens 100 Gramm Gold besäße, so wären das zusammen mindestens 600 Tonnen Gold. Das entspricht der 30-fachen derzeitigen Jahresproduktionsmenge des Landes.
Seit zwei Jahren können die Kirgisen Goldbarren direkt von der Zentralbank des Landes kaufen. Rund 140 Kilogramm sind laut Zentralbankchef Tolkunbek Abdygulov Sagynbekovich auf diese Weise bereits unters kirgisische Volk gekommen. Doch in den ländlichen Gegenden sei Vieh noch immer das beliebteste Anlageobjekt.
„Wir hoffen, dass die Bevölkerung unseres Landes lernen wird, seine Ersparnisse in Vermögenswerte zu diversifizieren, die liquider sind und die – noch wichtiger – ihren Wert beibehalten.“
Die Zentralbank von Kirgistan hat ihre Goldkäufe im vergangenen Jahr verstärkt. Damit unterscheidet sie sich von den meisten anderen Zentralbanken der Welt. Denn insgesamt kauften Zentralbanken im letzten Jahr so wenig Gold wie zuletzt im Jahr 2010.
Die Bürger in den Schwellenländern betrachten Gold in vielen Fällen als sichere Anlageform in unsicheren Zeiten. Eigentlich muss das Edelmetall nicht extra beworben werden. Ganz im Gegenteil hat der (nach China) zweitgrößte Goldkonsument Indien sogar Maßnahmen ergriffen, um Goldimporte einzuschränken.
Kirgistan kenne Wirtschaftskrisen aus den frühen 90-er-Jahren und Bankenpleiten aus dem letzten Jahrzehnt. Vor diesem Hintergrund werde Gold als sicherer angesehen als Wertpapiere. „Für Kirgistan ist Gold ein alternatives Anlageinstrument“, sagt der Zentralbankchef, der seit 2014 im Amt ist.
Was Kirgistan einzigartig macht, sind die Anstrengungen der Zentralbank, die Bürger zu Goldbesitzern zu machen. Die Zentralbank schafft sogar die nötige Infrastruktur zur sicheren Lagerung des Goldinvestments.
Die Nationalbank habe die Liquidität beim Gold sichergestellt, so der Zentralbankchef. „Wir verkaufen nicht nur, sondern kaufen Goldbarren auch wieder zurück, die wir produziert und verkauft haben.“
Die Kirgisen können Schließfächer bei den Geschäftsbanken oder bei der Zentralbank selbst in Anspruch nehmen. Doch laut Tolkunbek Abdygulov wollen manche Bürger das Gold lieber bei sich zuhause lagern oder es im Boden vergraben.