Der Goldexperte Martin Siegel erklärt, was heute jeder Anleger über Gold wissen sollte: warum ein starker Preisanstieg bevorsteht und wie man am besten investiert.
Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis um mehr als 15 Prozent angestiegen. Als Gründe dafür nennt man die Turbulenzen an den Aktienmärkten, eine stärkere Nachfrage in den Schwellenländern sowie den schwindenden Glaube der Investoren an weitere Zinsanhebungen der US-Zentralbank Federal Reserve.
Doch der Goldexperte und Fondsberater Martin Siegel nennt im manager magazin eine andere Erklärung. Seiner Ansicht nach wären steigende Zinsen alles andere als schlecht für den Goldpreis. Denn zwar lassen konstant hohe Zinsen das zinslose Gold weniger attraktiv erscheinen. Doch niedrige Zinsen, die langsam steigen, müssten anders beurteilt werden.
Goldpreis steigt wegen Zinserhöhung
Wenn die Zinsen für neue Anleihen steigen, dann fällt der Marktwert auch von alten Anleihen. Daher müssen sich Anleiheinvestoren nach Alternativen umschauen. Und auf dieser Suche nach Alternativen landen die Investoren häufig beim Gold, sagt Martin Siegel. Den gegenwärtigen Anstieg des Goldpreises sieht er als eine Folge der begonnenen Zinserhöhungen in den USA.
Solange sich die Zinsen in den USA in einer Aufwärtsbewegung befinden, wird der Goldpreis nach Ansicht von Martin Siegel also weiter steigen. Und erst in der letzten Woche deutete die Federal Reserve an, die Zinsen in diesem Jahr noch zweimal anheben zu wollen.
Expansive Geldpolitik führt zu Preisanstieg
Zudem erschaffen die Zentralbanken weiterhin extreme Mengen Geldes und bringen diese über „Quantitative Lockerungen“ (QE) in den Umlauf. Diese Geldschwemme führt bereits seit einiger Zeit zu starken Preisanstiegen bei Aktien und Immobilien. Doch nun wenden sich Investoren offenbar auch dem Gold zu.
Rezession ist unausweichlich
Zudem ist die Finanz- und Schuldenkrise noch längst nicht gelöst. Die Probleme zu hoher Verschuldung bei vielen Staaten und Unternehmen bestehen fort. Spätestens wenn das Zinsniveau steigt, ist eine Rezession nach Ansicht von Martin Siegel unausweichlich. Solche Befürchtungen treiben viele Anleger dazu, einen Teil ihres Vermögens in Gold zu investieren.
Im Jahr 2011 erreichte der Goldpreis seinen bisherigen Höchstkurs von mehr als 1.900 Dollar je Unze. In der Folge ging es vor allem abwärts. Seit Jahresbeginn steigt der Goldpreis wieder. Er liegt aktuell bei rund 1.260 Dollar oder 1.120 Euro je Unze.
Martin Siegel erwartet, dass der Goldpreis bis Ende dieses Jahres auf 1.500 bis 1.600 Dollar je Unze steigt. Er begründet diese kräftige Prognose vor allem mit den hohen Produktionskosten der Goldminen. Doch was man über Gold wissen sollte, das gilt hier auch für Silber: Wegen der hohen Produktionskosten erwartet Keith Neumeyer einen Anstieg des Silberpreises auf 100 Dollar pro Unze.
Goldmünzen sind der klassische Weg
Der klassische Weg des Goldinvestments ist die Goldmünze, die man anonym und ohne Mehrwertsteuer im Laden kaufen kann. Als Standardmünze in Gold nennt Martin Siegel den südafrikanischen Krügerrand. Daneben gibt es aber auch das kanadische „Maple Leaf“, das australische „Kangaroo“ sowie die „Wiener Philharmoniker“ aus Österreich.
Neben dem Münzkauf bietet sich bei größeren Summen der Erwerb von Goldbarren an. Zwar ist hier der Aufschlag auf den reinen Materialpreis noch niedriger als bei den Münzen. Doch beim Wiederverkauf ist dann auch der Erlös entsprechend geringer, sodass sich der Unterschied wieder ausgleicht, sagt Martin Siegel.
Minenaktien bieten höhere Chancen
Wer höhere Renditechancen verbunden mit einem größeren Risiko bevorzugt, dem rät Martin Siegel zudem zum Kauf von Minenaktien. Zu den bekanntesten Goldproduzenten zählen Barrick Gold mit Hauptsitz in Kanada sowie die südafrikanische Anglogold. Für eine Streuung des Risikos biete sich der Erwerb von Goldminenfonds an.
Das sollte man über Gold wissen: Keine Zertifikate! Keine ETFs!
Von Goldzertifikaten rät Martin Siegel ab. Denn bei den Zertifikaten handelt es sich um Wandelschuldverschreibungen, deren Bonität vom Emittenten abhänge. Falle die Bank aus, die das Zertifikat ausgegeben hat, ist womöglich die Anlage verloren.
Ähnliches gilt nach Angaben von Martin Siegel auch für Gold-Indexfonds (ETFs). Zwar verfügen die ETFs in vielen Fällen über physisches Gold als Gegenwert zu den Einlagen der Anleger. Doch die Bestände lagern meist zentral in einem Banktresor. Daher ist eine Auslieferung an die Fondsinvestoren im Krisenfall bestenfalls theoretisch möglich.
Vielen Investoren dient Gold als Absicherung ihrer übrigen Investments gegen Risiken wie einem Finanzcrash. Während andere Wertpapiere wie Aktien und Anleihen dann schlagartig ins Bodenlose fallen, dürfte sich das Gold im Tresor ebenso rapide verteuern. Dadurch werden die Verluste wieder ausgeglichen.
Superreiche haben nur 1 Prozent in Gold
Die Superreichen der Welt haben im Schnitt nur rund 1 Prozent ihres Geldes in Gold und anderen Edelmetallen angelegt, so eine Umfrage des britischen Nobelmaklers Knight Frank und der Agentur Wealth-X unter hunderten Top-Private-Bankern.
Für den gewöhnlichen Privatanleger empfiehlt Martin Siegel aber eine Goldbeimischung von bis zu 20 Prozent. Nur so sei die erwünschte Absicherung im Ernstfall auch tatsächlich gegeben. Mesut Pazarci, Chef der PIM Gold Gruppe, nennt eine ähnliche Zahl. Er empfiehlt, maximal 15 Prozent der Ersparnisse in Edelmetalle zu investieren.
Nach Ansicht von Martin Siegel sollte man auch einen geringen Teil Silber zu erwerben. Denn sollte es etwa im schlimmsten Fall zu einem Goldverbot kommen, dann wäre Silber dafür die ideale Versicherung. Zudem ist Silber relativ zu Gold gerade sehr billig: Für eine Unze Gold erhält man rund 80 Unzen Silber. Auch das fallende Angebot und die steigende Nachfrage signalisieren, dass derzeit Silber mehr Chancen als Gold bietet.