Wie reich muss man sein, damit Gold Sinn macht?

Wie jede Anlageklasse birgt auch Gold sowohl Chancen als auch Risiken. Bevor man über einen Goldkauf nachdenkt, muss man zunächst seine finanzielle Situation absichern, sagt der Vermögensberater Gernot Ramrath. So sollte man zum Beispiel nicht riskieren, sein Konto wegen einer kaputten Waschmaschine zu überziehen, nur um Gold zu kaufen.

Wie reich muss man sein damit Gold Sinn macht gernot ramrath
Wie reich muss man sein, damit der Kauf einer Unze Gold aus finanzieller Sicht sinnvoll ist?

Kürzlich hat der Vermögensberater Gernot Ramrath im Interview seine Faustformel verraten für das richtige Verhältnis von Sicherheit, Rendite und Liquidität. Dieses richtige Verhältnis hängt natürlich immer auch von den individuellen Zielvorstellungen jedes einzelnen Investors ab. Doch welche Rolle spielen dabei Gold und Silber?

„Wenn wir mit einem Kunden zusammenarbeiten, dann unterhalten wir uns als allererstes über seine Ziele“, sagte Gernot Ramrath im Interview mit SCOREDEX. Nach den Zielen müsse festgestellt werden, wie sehr der Kunde zum Risiko neigt. Interessanterweise sind heutzutage die meisten Deutschen wenig offensiv, sondern eher konservativ.

„Ganz oft stellt sich an dieser Stelle heraus, dass die meisten Leute anfangs sagen, dass sie eher risikobewusst sind. Wenn dann aber aufgezeigt wird, was risikobewusst eigentlich heißt, beispielsweise dass es auch zu einem Totalausfall kommen kann, dann rudern sehr viele wieder zurück.“

Für solche konservativen Anleger wird der verantwortungsvolle Berater dann kaum Risikoklassen auswählen, die das Risiko eines Totalverlustes beinhalten. In dem magischen Dreieck aus Sicherheit, Rendite und Liquidität könne man nicht 100 Prozent von allen drei Komponenten haben, sagt Gernot Ramrath.

„Wenn wir die Präferenzen dann erarbeitet haben, dann geht es an die Produktauswahl. Da fangen wir ja auch selten bei null an, die meisten haben ja schon irgendwas gemacht. Daher ist die Bestandsaufnahme auch so wichtig.“

Für den Fall, dass der Todesfall abgesichert werden muss, beispielsweise bei einer Hausfinanzierung, empfiehlt Gernot Ramrath eine Risikolebensversicherung und eine Fondsbeteiligung anstelle einer klassischen kapitalbildenden Lebensversicherung, auf die nicht immer Verlass ist.

Gleiches gilt aber auch bei der Berufsunfähigkeitsabsicherung, welche ja ein existenzielles Risiko darstellt und eigentlich genauso wichtig ist wie eine Haftpflicht oder eine Krankenversicherung. Erst wenn diese wichtigen Punkte geklärt sind, schaut sich Gernot Ramrath die finanzielle Situation des Kunden genauer an.

„Als erstes fragen wir dann, ob das Girokonto überzogen ist. Wenn das der Fall sein sollte, bringt es nämlich nichts, einen Sparvertrag zu zeichnen, sondern das Konto muss auf Vordermann gebracht werden.“

„Es gibt nämlich nichts Teureres, als wenn ein Kunde Geld für sein Geld bezahlt. Es ist viel besser, wenn er Geld für sein Geld bekommt. Daher achten wir darauf, dass erst einmal der finanzielle Haushalt beim Kunden in trockenen Tüchern ist.“

Erst wenn die finanzielle Situation des Kunden auf vernünftigen, soliden Beinen steht, kann man sich im zweiten Schritt über das Thema Kapitalaufbau unterhalten, sagt Gernot Ramrath. Dann gehe es um die Ziele des Kunden. Wolle der etwa eine eigene Immobilie, dann brauche er zunächst ein wenig Eigenkapital, sonst würde die Finanzierung zu teuer.

„Manchmal müssen wir den Kunden auch stoppen und erklären, dass der Weg, den er plant, auch Risiken beinhaltet, zum Beispiel dass es dann keine freie Liquidität mehr gibt, so Gernot Ramrath.

Die Faustformel von Gernot Ramrath:

  • Das Girokonto sollte mindestens ein Gehalt enthalten, damit man es in keinem Fall überzieht.
  • Das Tagesgeldkonto sollte sechs Gehälter enthalten, falls Spülmaschine, Waschmaschine oder Auto kaputt gehen.

Erst wenn diese Absicherung geleistet worden ist, unterhält sich Ramrath mit seinen Kunden über Investments in der nächsten Risikostufe.

„Beispielsweise kann man dann über Festgeld nachdenken. Das ist eine sichere und rentable Geldanlage, aber das Thema Liquidität bleibt auf der Strecke, weil ich erst nach ein oder zwei Jahren, je nachdem wie die Laufzeit gewählt wird, wieder die Möglichkeit habe, über mein Geld zu verfügen.“

Was heißt das nun für Gold und Silber? Nehmen wir einen Arbeitnehmer, der 2.000 Euro netto verdient. Der müsste nach der genannten Faustformel 2.000 auf dem Girokonto und zusätzlich 10.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto haben. Also darf man nur Edelmetalle kaufen, wenn man mehr als 12.000 Euro besitzt.

Gold kann eine rentable Geldanlage sein. Es ist eine seltene Ressource, die seit 5.000 Jahren zu Bewahrung von Vermögen genutzt wird. Langfristig ist sie relativ zu jeder Papierwährung, die es jemals gegeben hat, immer im Wert gestiegen. Auch im Vergleich zum Euro wird Gold langfristig mit großer Sicherheit zulegen.

Doch dem Anleger muss klar sein, dass die im Garten vergrabenen Goldmünzen nicht so liquide sind wie etwa das Geld im Portemonnaie oder auf dem Girokonto. Man muss nämlich die Münzen erst ausgraben. Zudem liegt dann der Verkaufspreis ein paar Prozente unter dem Kaufpreis. Auf diesen kleinen Verlust muss man sich einstellen.

Gernot Ramrath rät dazu, sich umfassend mit einem Produkt auseinanderzusetzen, in das man investieren will. Man dürfe derartige Entscheidungen nicht „aus dem Bauch heraus“ treffen. Doch genau dies ist seiner Erfahrung nach bei Anlegern der häufigste Fehler.

„Wir müssen uns auch immer fragen, welche Vor- und Nachteile die jeweilige Lösung hat, welche Chancen und Risiken die jeweilige Strategie mit sich bringt. Denn eine Medaille hat immer zwei Seiten. Es gibt einige Vorteile, aber es gibt auch immer Nachteile. Und man muss die Nachteile auch ganz klar aufzeigen.“

Diese Aussage von Gernot Ramrath gilt unserer Ansicht nach trotz aller Begeisterung für eine sichere Wertanlage ohne Drittparteienrisiko auch für physisches Gold und Silber.

Ein Kommentar

  1. Es spricht sehr für eure Seite, dass ihr auch Experten zu Wort kommen lasst, die keine GOLD BUGS sind. Die meisten Goldseiten im Netz sind sehr einseitig pro Gold. Gernot Ramrath hingegen scheint ein ganz bodenständiger zu sein. Und manch einer hätte das hier lesen sollen, bevor er sich ins Goldabenteuer stürzt.

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